Protokoll Treffen 21.10.2004

Ulrich Rieke ulrich.rieke at onlinehome.de
Fr Okt 22 23:33:33 CEST 2004


Hallo Tuxe ,
	nachfolgend kurz das Wichtigste über das Lugravtreffen am 21. 10. im
	Heimathaus Steinhagen:

	
1) Da wieder einmal einige neue Gäste zu begrüßen waren, gab es die
	obligatorische Vorstellungsrunde. Auch eine Dame aus der neu
	gegründeten LUG Rheda-Wiedenbrück war anwesend. Damit gibt es
	Usergruppen in Bielefeld, Gütersloh, Paderborn, Halle und Umland und
	seit neuem auch in Herford. Peter konnte von einer Installparty dort
	berichten, die , von Eric Bachman organisiert, einen Kreis
	Linuxinteressierter ansprechen konnte und darüber hinaus Kontakte
	ermöglichte, die uns als Lugrav u. U. langfristig bei der Suche nach
	einem dauerhaften Domizil weiterhelfen könnte. 

	
2) Danach wurden, einem Vorschlag eines früheren Treffens folgend,
	Fragen gesammelt, die sich aus der täglichen Arbeit der Teilnehmer
	ergeben hatten. Auf die Fragen ( und Antworten ) gehe ich kurz unten
	noch weiter ein. 

	
3) Beim letzten Mal hatten wir uns in der alten Dorfschule in Brockhagen
	getroffen. Dabei wurde auch der Versuch unternommen, per WLAN auf den
	DSL-Anschluss von Gerhard Genuit zuzugreifen. Dies klappte bisher
	leider nicht, möglicherweise handelt es sich um ein
	Hardware/Treiberproblem. Um für das nächste Treffen in 14 Tagen an
	gleichem Ort zu einer pragmatischen Lösung zu kommen, soll versucht
	werden, 2 WLAN-Karten zu beschaffen. Als Alternative wurde auch die
	"konventionelle" Lösung zur Sprache gebracht, einen Kabelanschluss
	in die Wohnung von Gerhard herzustellen, der nur etwa 50 m von der
	alten Dorfschule entfernt wohnt.
	Beim nächsten Treffen in der alten Dorfschule in 14 Tagen soll es um
	Roxen gehen oder, falls der Referent kurzfristig verhindert ist, u.
	a. um den Einstieg in Perl. 

	
4) Cord Beermann konnte am Donnerstag dabeisein und über sein
	Kartenprojekt berichten. Bereits vor einiger Zeit hat er auf einen
	Web-of-Trust-Server aufgebaut, der zeigen soll, wer in der Region
	pgp-Schlüssel erzeugt und wessen Schlüssel er signiert hat. Nun
	möchte Cord einen räumlichen Überblick über die Lug-Mitglieder in der
	Region verschaffen und hat daher auf der Lug-OWL-Liste darum gebeten,
	die Geokoordinaten des eigenen Wohnortes einzugeben. Unter
	www.lug-owl.de/Maps liegt ein Webformular bereit, in das man seine
	Mailaddresse eintragen kann. Wer die übrigen Felder ausfüllen möchte,
	muss sein Passwort eintragen und hat dann auch die Möglichkeit, seine
	Geokoordinaten, seine PGP-Key-Id usw. einzutragen ( Hinweise, wie man
	an die Informationen kommt, finden sich auch auf der Seite ). Mit u.
	a. Perl hat Cord dann mehrere Karten von der Welt hinunter bis zu den
	"Lug-Städten" in OWL angefügt, die zeigen, wer wo wohnt und wer
	wessen Key bereits signiert hat. Einen Abdruck einer solchen Karte
	konnte man sich am Donnerstag bereits ansehen. Eine
	Hauptschwierigkeit bei der Realisierung der Übersicht über die
	Lug-Mitglieder war wohl der Erwerb einer copyrightfreien Karte. Cord
	wies darauf hin, dass das Einmessen der Karte, also das Erfassen der
	Grenzpunkte und das anschließende korrekte Mapping der
	Einzelkoordinaten in diesen Karten alles andere als trivial sei. 
	Abschließend wies Cord auf Anfrage darauf hin, dass und warum er als
	Mailinglistenadmin manchmal sich gezwungen sehe, einzelne Leute von
	der Liste zu werfen. Dies könne dann vorkommen, wenn durch
	kettenhaftes Forwarding der Mails von Subskribenten über mehrere
	Stationen, etwa auch Freemailer, hinweg es dann zu einem Bounce an z.
	B. der 4. oder 5. Stelle komme und er, Cord, dann in oft mühsamer
	Kleinarbeit die Wege der Mails nachverfolgen müsse, da die
	Automatismen der Listensoftware Mailman damit natürlich überfordert
	seien.

	
5) Anschließend begann der thematische Hauptteil des Abends, die
	Einführung in die Textkonsole , konkret in Befehle zur Navigation im
	Dateisystem. Achim hatte hierzu einige Beispiele vorbereitet. Da
	Beamer und Laptops zur Verfügung standen, konnte er die Kommandos
	gleich "live" in Aktion zeigen. 
	
		a) Der Befehl df zeigt den freien Speicherplatz auf der Platte. Er
		folgt in seiner Namensgebung und Funktion der Unixtradition, für
		ganz umrissene Aufgaben hochspezialisierte Tools mit kurzem Namen
		zur Verfügung zu stellen. 
		
		b) Mit dem Befehl du ( disk usage ) kann man sich ansehen, wieviel
		Speicherplatz Programme in dem Verzeichnis belegen, in dem man
		sich gerade befindet.
		
		c) Als Anfänger, aber auch ganz nachhaltig später ist man auf das
		Kommando man <Befehl> angewiesen, um sich einen Überblick über die
		meist große Fülle an Optionen zu verschaffen und nachzusehen, wie
		was zu bewerkstelligen ist.
		
		d)Danach ging Achim kurz auf das Kommando date zur Anzeige von
		aktuellem Datum und Tageszeit ein.
		
		e)Am Beispiel des Befehls echo zeigte Achim, wie zum Einen eine
		Texteingabe, dem Namen des Kommandos entsprechend, auf der Konsole
		wiederholt, z. a. aber auch mit dem Umlenkungsoperator > in eine
		Datei geschrieben bzw. mit >> an eine Datei angehängt werden kann.
		
		f) Die so entstandenen Dateien konnten dann mit cat angesehen
		werden. Achim ging auch auf die angenehme Kommando- und
		Dateicompletion ein, die über die Tab-Taste zur Verfügung steht.
		
		g) Weiter kam der Befehl mkdir zum Anlegen von Verzeichnissen zur
		Sprache. 
		
		h) Das Kommando ls erlaubt die Darstellung der Einträge in einem
		Verzeichnis. Es verfügt über eine Fülle an Optionen, etwa -a zur
		Darstellung aller Einträge, -l zur Langdarstellung der Einträge,
		-t zur Darstellung nach Zeitstempel ( und nicht alfabetisch ) , -r
		zur Umkehr des gewählten Sortierprinzips und die Möglichkeit,
		verschiedene Optionen über ein - zu kombinieren ( etwa -rtl:
		Stelle Einträge ausführlich nach Zeitstempel dar, die ältesten
		zuerst ). Natürlich erwähnte Achim auch die Bedeutung der
		Rechtedarstellung von Dateien und Verzeichnissen in der -l-Form. 
		
		i) Möchte man in ein anderes Verzeichnis wechseln, so kommt der
		Befehl cd ( change directory ) zum Einsatz. Für die praktische
		Arbeit interessant sind dabei die "Verzeichnisse" .. 
		( Mutterverzeichnis ) oder auch - ( letztes Verzeichnis, in dem
		ich mich befunden habe ).
		
		j) Das Löschen eines Verzeichnisses ist mit rmdir ( remove
		directory ) möglich, sofern die Rechte für das Verzeichnis mir
		dies erlauben und das Verzeichnis leer ist. 
		
		k) Das Löschen von Dateien ist mit rm möglich. Hier wurde sowohl
		auf die Möglichkeiten des rekursiven Löschens von Dateibäumen als
		auch auf die Option -i ( interrogate ) verwiesen, um vor dem
		Löschen noch einmal nachzufragen. Man kann auch mittels eines
		Alias dafür sorgen, dass rm immer rm -i heißen soll. 
		
		l) Das Kopieren von Dateien geschieht mit cp ( copy ), auch hier
		gibt es Optionen wie etwa -p ( preserve ) für das Beibehalten der
		Dateicharakteristika, etwa auch des Zeitstempels, oder auch -i,
		der Nachfrage vor dem Überschreiben einer ggf. bereits vorhandenen
		Datei.
		
		m) Mit dem Befehl mv kann ich eine Datei umbenennen. Die
		Behauptung , mv <quelldatei> </nichtVorhandenesVerzeichnis/>
		zerstöre quelldatei, erwies sich ( zum Glück für viele Anwender )
		als falsch.

		
6) Im Weiteren ging es dann um die Beantwortung einiger Fragen. Kann man
auf seinem Rechner Umlaute nicht richtig darstellen, muss in der
XF86config der richtige Tastaturtyp ausgewählt werden. Als Sprache muss
de ausgewählt werden, als PC-Typ 105, außerdem muss die Option
nodeadkeys gesetzt sein. Die Editierung der entsprechenden  Config-Datei
ist tricky, hier gibt es entsprechende, in aller Regel
distributionsabhängige Tools, die , heute meist grafisch und auch
interaktiv, das direkte "Anfassen" der Konfigurationsdatei unnötig
machen.

Eine weitere der eingangs gestellten Fragen war, wie man den Start in
eine Grafikumgebung vermeiden könne ( wenn man etwa zunächst die
Textkonsole sehen möchte ). Bei Debian kann man etwa gdm oder kdm mit
apt-get remove löschen und so das Starten von Gnome respektive KDE zum
Bootzeitpunkt verhindern. Die Möglichkeit, in den init-Skripts den
Startrunlevel zu ändern, führt zwar auch zum Ziel, aber auch nach
Auffassung Einzelner zu schwer überschaubaren Folgeproblemen.

Eine weitere Frage betraf die Konfiguration eines Netzwerkdruckers mit
Cups aus einer grafischen Oberfläche heraus. Grundsätzlich ist dies nur
root möglich, sollte es Einschränkungen geben, eine grafische Oberfläche
als root zu starten, so muss man sich über su entsprechend dazu machen.
In aller Regel weist die Cups-Doku aus, welche Treiber auszuwählen sind.

Weiter ging es um die Möglichkeit, den Rechner als normaler
User herunterzufahren. Üblicherweise ist etwa die Ausführung von
shutdown ja root vorbehalten. Hier gibt es die Möglichkeit, sich mittels
sudo kurzzeitig root-Rechte zu verschaffen, oder aber man kann eine
Gruppe kreieren, die shutdown ausführen darf, und sich selbst als user
zum Mitglied dieser Gruppe machen, oder aber man kann natürlich auch (
als root ) die Rechte für den entsprechenden Befehl grundsätzlich
ändern. Dies sind selbstverständlich ganz grundsätzliche Möglichkeiten,
die sich generell ergeben.

Eine weitere Frage bezog sich auf das Verhindern des automatischen
Hineinbootens des Rechners in ein bestimmtes Betriebssystem ohne
vorherige explizite Nachfrage und Abwarten der Antwort. Üblicherweise
kann man beim lilo etwa über den Timeout einstellen, nach welcher Zeit
der Rechner auch ohne Auswahl hochfährt. In der config-File kann man für
lilo durch Einfügen von prompt an entsprechender Stelle ( manpage wurde
am Do. kurz gezeigt ) eine Eingabe zum Bootzeitpunkt erzwingen. 


7)In einem kurzen Vortrag erläuterte Peter die besonderen Vorteile der
Textkonsole. Er wies darauf hin, dass die Kombination der genannten und
vieler anderer Befehle , sei es einzeln oder zu einer Datei
zusammengefasst, für die Systemadministration von größtem Wert sei. Die
Möglichkeiten grafischer Oberflächen seien hier deutlich eingeschränkt.
Einer der großen Vorteilen von Linux ( und auch anderen Unices ) sei nun
einmal die Möglichkeit, mittels einfacher, hochspezialisierter Kommandos
administrierend in ein System einzugreifen. Möglichkeiten hierzu böten
Shells, von denen es verschiedene gebe. Eine der ältesten sei die
Bourne-Shell. Über verschiedene Unixsysteme weit verbreitet sei die
Korn-Shell, die eine etwas einfachere Syntax im Vergleich zur
Bourne-Shell habe und deren Dateien mit der "Shebang"-Zeile  ( Ausdruck
nicht von Peter benutzt ) #!/bin/sh beginne. Eine weitere Shellvariante
sei die C-Shell, die in ihrer Syntax an C erinnere. Sie habe die Command
Completion neu eingeführt. 
Heute weit verbreitet sei die bash, für Bourne-Again-Shell. Weitere
Shells seien pysh, scsh und sash ( für system administrator's shell ).
Insbesondere sash könne für Notfälle unverzichtbar sein, wenn man nicht
mehr über dynamisch ladbare Libraries verfüge. Für Installationszwecke
habe es früher die ash gegeben , die Almquist-shell. 
Abschließend wies Peter auf den rasant gewachsenen Befehlsvorrat
moderner Linuxdistributionen hin und verglich ihn mit der Entwicklung im
Windows-Bereich: So komme etwa NT mit etwas mehr als 300 Befehlen aus,
während man bei einer Standard-Suse-Distribution etwa 1500 Befehle
finde, bei Skolelinux etwa 2000 und bei der Linuxtag-Knoppix-DVD etwa
4700! Man könne sich mit dem großen gemeinsamen Befehlsvorrat
verschiedener Distributionen trösten, daneben gebe es selbstverständlich
noch Spezifika. Außerdem gelte die bekannte Regel, dass man 80% seiner
Arbeit mit etwa 20% des Umfangs der verwendeten Software erledige.


Dies das Wichtigste vom letzten Treffen! Fragen und Kommentare sind wie
immer erwünscht!
Bis bald, Gruß!
Ulrich Rieke