Protokoll 9.9.2004

Ulrich Rieke ulrich.rieke at onlinehome.de
Fr Sep 10 23:26:40 CEST 2004


Hallo Tuxe,

im Folgenden kurz das Wichtigste vom Treffen der Lugrav am 9.9. 2004,
diesmal wieder im Heimathaus Steinhagen.
Da wir wieder einige neue Gäste begrüßen konnten, erfolgte zu Anfang die
schon traditionelle kurze Vorstellungsrunde aller Anwesenden. 

Danach ging es ohne große Verzögerung zum Hauptthema des Abends über:
Nach seiner Einführung in die Thematik auf einem der letzten Treffen
stellte Thomas Niesel das Programm asterisk vor. Dabei handelt es sich
um die Möglichkeit, selbst eine Telefonanlage einzurichten, nicht
zuletzt aber auch um die Gelegenheit, Internettelefonie zu realisieren.
Um das Programm auch demonstrieren zu können, hatte Thomas einen Rechner
mit 100 MH, 64 MB RAM und insgesamt 3 ISDN-Karten ( eine CAPI-Karte )
sowie eine Ethernetkarte mitgebracht. Ein Rechner war direkt mit einem
ISDN-Telefon verbunden und spielte in der aufgebauten Anordnung
gewissermaßen die Rolle der Telekom, ein weiterer Rechner( der oben
bereits genannte ) war der Installationsort für Asterisk, wurde
angerufen und demonstrierte die Fähigkeiten des Programms.
Asterisk lässt sich beispielsweise unter Debian installieren, die
Konfigurationsdateien liegen unter /etc/asterisk. Anhand eines
mitgebrachten paketrelevanten Directorybaumes erläuterte Thomas die
wesentlichen Verzeichnisse:
So liegen die ladbaren Module in /usr/lib/asterisk/modules. Ein weiteres
wichtiges Verzeichnis ist /var/lib/asterisk, hier liegen etwa unter
sounds/de deutsche Ansagedateien, unter /sounds/de/letters deutsche
Buchstaben, unter /var/lib/asterisk/phonetic englische phonetische
Ansagen, unter /var/lib/asterisk/silence liegt "Stille" unsw. Die
Einrichtung von Asterisk ist abhängig von der Hardware, die zum Einsatz
kommt, von den Protokollen, mit denen man arbeiten möchte, und von den
Codecs, die zum Einsatz kommen. Es ist mit Asterisk auch möglich,
eingehende, in einem anderen Protokoll "kodierte" Anrufe lokal nach
Wunsch umzusetzen. Dies ist natürlich potentiell rechenintensiv, so dass
die eingesetzte Hardware die Zahl der gleichzeitig bearbeitbaren Anrufe
sehr wohl begrenzen kann. 
Die Einrichtung von Asterisk kann mit dem Editieren der modules.conf
beginnen. Hier gibt es mehrere Möglichkeiten: Man kann z. B. eingangs
die Option "autoload = yes " vorgeben, oder man kann autoload auch auf
no setzen und dann gezielt im weiteren Dateiverlauf gewünschte Module
auswählen. An einer mitgebrachten modules.conf konnte man einen Eindruck
von der Vielzahl der Auswahloptionen bekommen: So kann man etwa
Telefonverkäufer ( "telemarketers" ) ggf. mit einem bestimmten Ton
blockieren. Möchte man ein bestimmtes Modul nicht laden, so stellt man
noload=> <Modulname> voran. Um eine Zeile auszukommentieren, muss am
Anfang ; gesetzt werden. Das sonst hierfür vertraute # scheidet aus,
weil es auf Telefonen, deren Tastendrücke vom System ja verarbeitet
werden, ja bereits vergeben ist. Asterisk ist ein rasch  sich
entwickelndes Paket, das in neueren Versionen auch eine
Datenbankunterstützung durch SQLite und einen MP3-Player hat. Mit der
modules.conf können auch bestimmte Module für Channels und für Codecs
geladen werden. 
Dann ging Thomas auf eine weitere Konfigurationsdatei ein, die
modem.conf, die er ebenfalls mitgebracht hatte. Hier können wir ein
ganzes Set von Einstellungen als Kontext festlegen, wenn die Kontexts
einen Namen erhalten haben. Als "driver" wurde hier i4l festgelegt, da es
sich um eine Konfiguration für eine ISDN-Karte handelte. Als "language"
kam de zum Einsatz, mit "skipmsd=0" kann man festlegen, dass beim
Anwählen eine bestimmte Zahl von  Ziffern unterdrückt wird. 
"dialtone = tone" legt die Art des Wahlverfahrens fest. Auch
verschiedene Modi können ausgewählt werden , bei "mode=answer" wird
solange gewartet, bis die Gegenstelle abnimmt, bei "mode=ring" wird eine
Klingelzeit abgewartet.
Noch kurz ein Wort zu den Contexts: In Abhängigkeit von den MSN bei ISDN
kann man in extensions festlegen, was mit einem eingehenden Anruf von
dieser Nummer zu geschehen hat. 
Da auch bei Thomas eine CAPI-Karte in einem Rechner eingebaut ist, hatte
er auch ein Beispiel für die zu ihrer Konfiguration notwendigen
capi.conf mitgebracht. Auch hier kann eine Sprache festgelegt werden 
("language = de" ), es kann ein Abrechnungskonto festgelegt werden, es
gibt einen Parameter "echocancel" und a. m. Man kann das
Aufzeichnungsformat seiner Anrufe festlegen, auch ist man in der Lage,
Anrufe von woanders abzuholen und sie auch weiterzuleiten. 
Eine weitere wichtige Konfigurationsdatei ist voicemail.conf. In der
Variablen "format" kann festgelegt werden, wie eine Stimmdatei zur
Versendung in einer Mail komprimiert werden kann. Ferner kann man auch
festlegen, wer als Emailabsender figurieren sollte, hier kann man z. B.
schreiben "serveremail=asterisk". Dann kann man die maximale Länge einer
Begrüßung in Sekunden festlegen, ferner kann man einen Zeitraum
festlegen, den man eine gespeicherte Telefonnachricht zurückspulen
kann.Es ist bekannt, dass man üblicherweise bis ganz zum Anfang eines
Anrufbeantworters zurückspulen muss, um einen bestimmten Text nochmal zu
hören. Durch Einstellung von "skipms=3000" etwa legt man fest, dass man
maximal 3000 ms zurückspulen kann, um zu einem gesuchten Textteil zu
kommen ( natürlich wiederholbar ) . Ferner kann man ein
Default-Mailprogramm festlegen, mit dem Asterisk dann zur Versendung von
Gesprächen als Mail zusammenarbeitet. Wichtig ist auch die korrekte
Einrichtung von Zeitzonen, sonst kommt es u. U. bei der Weiterleitung
von Gesprächen im gleichen Zeitzonenbereich zu äußerst unangenehmen
nächtlichen Anrufen. In der voicemail.conf werden auch Festlegungen für
Mailboxen getroffen, zu jeder Box wird ein "Quintupel" von Passwort,
Name, Email, Pageremail und Optionen getroffen. Das führt dazu, dass
beim Eintreffen einer Mail diese ggf. an die angegebene Mail geschickt
wird. 
Thomas führte noch einmal kurz die "Anatomie" eines ISDN-Anschlusses
aus, bei dem ein NTBA netz-, gewissermaßen telekomseitig einen
sogenannten NT-Anschluss hat und über Vierdrahtverbindungen mit einem
PC, einem Telefon oder auch einer Telefonanlage verbunden sein kann. Die
Verbindung vom NTBA zu diesen Geräten läuft im TE-Modus. Im
Versuchsaufbau im Raum wird die in den Rechner eingebaute ISDN-Karte im
NT-Modus betrieben und simuliert so gewissermaßen die Telekom, über eine
gekreuzte Leitung wird ein NTBA angeschlossen und dieser stellt wiederum
die Verbindung zu einem weiteren ISDN-Telefon oder auch über einen AB zu
analogen Telefonen her.
Ganz herzlichen Dank an Thomas für die viele Mühe, die er sich mit
seinem Vortrag und dem Aufbau der Demonstrationsumgebung gemacht hat!
Um das Ganze zu vertiefen und die für die Meisten doch schwer
verständliche Materie noch einmal aufzubereiten, kam der Vorschlag
auf, das Thema noch einmal auf einem Wochenendworkshop zu behandeln.
Endgültige Festlegungen zu Raum und Zeit gab es aber noch nicht.
Thomas gab zum Abschluss seines Vortrages noch einen Liste mit URL's für
Interessierte herum, die weiter sich mit dem Thema beschäftigen wollen.
Hier einige dieser Adressen:

http://hebric.dyndns.org , hier ist wohl Thomas zu Hause
www.asterisk(pbx).org
ftp.asterisk.org           für die Quellen
www.digium.com             Sponsor und Gründer
www.junghanns.net          Cap und HFC-Anbindung
ftp.coppice.org/pub/pandsp Softfax-Anbindung
www.voip-info.org          Informationen rund um Voice over IP
www.voip-info.de           solche Informationen in Deutsch
www.asterisk-doku.de       deutsche Info zu Asterisk
www.pforzheim.de/asterisk  deutsche Ansagetexte
www.karl.aegee.org/asterisk.nsf  deutsche Ansagetexte
www.debian.de              eine Bezugsquelle
Mailinglisten
asterisk-user asterisk-dev asterisk-biz asterisk-announce asterisk-doc
asterisk-bsd
(Auswahl hier nicht vollständig )

Zum Abschluss des Treffens wurden einige noch offene Themen pragmatisch
vertagt, wie etwa die Raumfrage. In den letzten Monaten wurden mit der
Gaststätte Wiebe, dem Heimathaus Steinhagen , der Dorfschule und evtl.
dem Jugendzentrum im Kleekamp verschiedene Örtlichkeiten entweder
besucht oder ins Gespräch gebracht, aus diesem Kreis sollte sich eine
Entscheidung fällen lassen.
Abschließend wurde noch kurz gefragt, ob Interesse an einem Vortrag über
Lizenzfragen bei freier Software besteht und wie ggf. der Referent, der
kein eigenes Auto hat, aus Osnabrück zur Lugrav kommen kann. Hier gab es
aber ebensowenig eine abschließende Festlegung wie zu Zeitpunkt und Ort
des nächsten Treffens.

Da ich selber leider den ersten Teil des Vortrages von Thomas( wohl in
den Ferien ) nicht hören konnte, gehöre ich auch zu denen, die nicht
immer ganz folgen konnten. Hoffentlich könnt Ihr trotzdem mit der
Zusammenfassung im Protokoll etwas anfangen. Missverständliches oder
Falsches kann dann ja auf der Liste richtiggestellt oder kommentiert
werden, so lernen alle etwas.

Macht's gut, bis bald!
Ulrich