Protokoll Treffen 2.6.2005

Ulrich Rieke ulrich.rieke at onlinehome.de
Fr Jun 3 01:35:58 CEST 2005


Hallo Tuxe,
	hier kurz das Wichtigste vom Treffen der Lugrav am 2.6. 
	1)Treffpunkt war auf Vermittlung von Rudolf die Schule am ehemaligen
	Möllerstift. Hier wollen wir uns in 14 Tagen auch wieder treffen.
	Es wurde daran erinnert, dass in früheren Jahren einmal Bedenken
	gegen Bielefeld als Treffpunkt bestanden hatten, weil die
	Lugravtreffen lange gewissermaßen eine Veranstaltung der
	Volkshochschule Ravensberg waren und deshalb in deren
	Zuständigkeitsgebiet stattfinden sollten. Die Räumlichkeiten im
	Möllerstift bieten sich mit dem Netzanschluss förmlich an. Jürgen
	kann auch nach entsprechender Voranmeldung einen Klassenraum in
	Theesen mit Rechnern und Netzanschluss "organisieren" .
	
	2)Thematischer Hauptpunkt des Abends war ein Vortrag von Eric über
	Ubuntu. Diese Distribution baut auf Debian auf, das doch nach Erics
	Auffassung einige Schwächen aufweise wie das Fehlen aktueller Pakete
	und von Sicherheitsupdates. Auch unter diesem Gesichtspunkt sei er
	von Ubuntu begeistert gewesen. Der Distributionsname stammt aus der
	Zulusprache und bedeutet Menschlichkeit oder auch so etwas wie
	Gastfreundschaft. Über die programmatischen Forderungen, die Debian
	an Softwareauswahl gestellt hat, geht Ubuntu noch in 2 Punkten
	hinaus: es verlangt, dass Programme in der jeweiligen Muttersprache
	zugänglich sein müssen und dass sie auch von Behinderten bedient
	werden können. Eine neue Ubuntu-Version erscheint alle 6 Monate,
	darüber hinaus werden regelmäßig Sicherheitsupdates veröffentlicht.
	Die Installation ist einfach: in etwa 10 Minuten seien einige wenige
	Fragen zu beantworten, selbst mit einem 400-MHz-Rechner habe die
	Installation lediglich etwa 30 Minuten gedauert. Man könne nach der
	Installation sehr leicht in einen Chat eintreten, falls man noch
	Fragen habe, und dabei sei es leicht, auch mit Entwicklern in
	Verbindung zu treten. Der Umgangston im Chat zu diesen Fragen sei
	angenehm und höflich. 
	Auf der Webseite werbe Ubuntu für die Werte Respekt voreinander und
	Hilfsbereitschaft und fordere diejenigen, die die Ubuntugemeinschaft
	verließen, auf, ihre ihnen zugewachsene Verantwortung weiterzugeben.
	Installationsprobleme könne es lediglich bei einigen neueren
	Notebooks geben. In diesem Zusammenhang kam es in der Gruppe zu einer
	Diskussion über die Effekte von Ubuntu und anderen Distributionen auf
	Debian. Einige Entwicklungen fließen von Ubuntu zu Debian zurück.
	Vergleichbares habe sich auch im Verhältnis von Knoppix und Debian
	abgespielt: Zwar habe es bei Debian Stimmen gegeben, die sich dagegen
	ausgesprochen hätten, die lange Zeit vergleichsweise überlegene
	Hardwareerkennung von Knoppix einfach zu übernehmen, weil man die
	eigenen diesbezüglichen Skripte lieber überarbeiten wollte, doch war
	die Auffassung in der Runde so, dass dies vor allem unter dem Druck
	der Existenz von Knoppix geschehen sei, Mittlerweile gebe es in
	Debian ein Hotplug, das die vorhandenen Busarchitekturen abscanne und
	so auch Hardwareänderungen erkennen könne. 
	Eric berichtete, laut Webseite nehme Ubuntu einen Sid-Schnappschuss
	und baue darauf die eigene Entwicklung auf. Personell gebe es
	Überschneidungen in den Entwicklerteams von Ubuntu und Debian, wobei
	manche Entwickler sich auf Ubuntu konzentrierten. Diskutiert wurde
	über die Frage, ob so Ubuntu nicht die Entwicklung von Debian bremse
	und welche Motive es für den finanzierenden südafrikanischen
	Multimillionär geben könne, ein eigenes Projekt aufzuziehen anstatt
	in den Strukturen von Debian tätig zu werden. 
	Ubuntu übernehme Pakete von Debian und nehme daran manchmal kleine
	Veränderungen vor, was dann zu der Frage führe, ob dies dann noch in
	die Paketverantwortung von Debian fallen könne und wie die
	Weiterentwicklung bei Ubuntu auch namentlich kenntlich gemacht werden
	könne. 
	Ian Murdoch, der Begründer und Mit-Namensgeber von Debian, sei der
	Auffassung, Ubuntu sei negativ für Debian. Die Pakete seien manchmal
	auf der jeweils anderen Distribution nicht mehr lauffähig. Es wurde
	die Frage gestellt, ob bei entsprechender Bündelung der
	Entwickleraktivitäten beider Seiten nicht schon eine stabile,
	releasefertige Version von Sarge vorliegen könne. 
	Immer wieder seien , so Peter, Versuche unternommen worden, auf der
	Basis von Debian kommerzielle Distributionen einzuführen. Nach einer
	anfänglichen Phase der Begeisterung sei es dann jedoch bald zu einer
	Desillusionierung der Anwendergemeinde gekommen, die der
	Projektleitung vorgeworfen habe , sowieso ihren eigenen Interessen
	zu dienen, und so seien solche Projekte immer wieder einmal im Sande
	verlaufen. 
	Im Falle von Ubuntu hofft man wohl, langfristig durch Support
	finanziell unabhängig und überlebensfähig werden zu können. 
	Insgesamt ist Ubuntu "schlanker" als Debian und somit für Anfänger
	sicher gut geeignet.
	Vielen Dank , Eric , für den Vortrag!

	2)Frank berichtete, dass bald erste Rechner mit
	Trusted-Computing-Chips auf den Markt kämen. Inwieweit damit eine
	Individualisierbarkeit und letzten Endes auch Überwachbarkeit von
	Rechnern eintrete, hänge sicher von der weiteren Entwicklung ab.
	Rüdiger Weiß vom CCC habe aus kryptographischer Sicht auf
	Spezifikationen gedrungen, die ein Überschreiben der Schlüssel auf
	Trusted-Computing-Chips ermöglichten. 
	Kurz kam dann noch die Rede auf Kanutix als andere Debian-basierte
	Distribution. 

	3)In der Fragerunde ging es darum, wie man den Speicherbedarf von
	Bibliotheken zur Laufzeit feststellen könne( Peter ) ,Thomas nannte
	hier als ein Tool lsof, das, wie gewohnt, eine Fülle von Optionen
	bietet und eine Liste der geöffneten Files zeigt. Die Fülle an
	möglichen Einstellungen reiche aber nicht an die eines Programmes wie
	transcode heran. 
	Kurz wurde über das Speichermanagement des Linuxkernels gesprochen,
	der bei vollem Speicher zufällig Prozesse "abschieße", um sich wieder
	in den Besitz von Speicher zu bringen. 
	Gegen Einde wurde noch einmal, anknüpfend an Erics Vortrag, darauf
	hingewiesen, dass Ubuntu gnome- und Kubuntu KDE-basiert sei.

	Ich hoffe, das war das Wichtigste! Kommentare und Korrekturen sind
	wie immer willkommen!

	Viele Grüße, bis bald!
	Ulrich