Protokoll Treffen 26. 1. 2006

Ulrich Rieke ulrich.rieke at onlinehome.de
Fr Jan 27 21:02:58 CET 2006


Hallo Tuxe,
	im Folgenden kurz das Wichtigste zum Lugravtreffen am 26. 1. 2006
	um 19 Uhr in der Schule am M�llerstift in Brackwede :
	
	1)Erfreulicherweise konnten in einem Kreis von 12 Anwesenden 3 neue
	Besucher begr��t werden, so dass sich jeder , der
	Gruppentradition entsprechend, einmal kurz vorstellte. 

	2)Rasch konnte man sich darauf einigen, dass das n�chste Treffen in
	14 Tagen aller Voraussicht nach wiederum in der Schule am
	M�llerstift stattfinden kann.

	3)Im Mittelpunkt des Abends stand der Vortrag von Peter Voigt �ber
	Xen. Damit besteht die M�glichkeit, mehrere Betriebssysteme
	parallel laufen zu lassen. Insgesamt gibt es eine F�lle von
	Ans�tzen, verschiedene Betriebssystem- und auch
	Hardwarearchitekturen gewisserma�en nachzuahmen. Xen wurde im
	Computer Laboratory der University of Cambridge entwickelt, sein
	Umfeld ist noch nicht ganz klar.
	Um zu erl�utern, welche verschiedenen Ans�tze es gibt, um sich
	unterschiedliche Architekturen verf�gbar zu machen, stellte Peter
	ein Schichtenmodell eines Rechnersystem mit ( von "innen" nach
	"au�en"  Treiber, Kernel , Bibliotheken , Systemdiensten und
	Anwendungen ) vor. Man kann nun auf unterschiedlichen Schichten
	aufsetzen: so kann man versuchen , Hardwaretreiber zu portieren,
	sie ggf. zu simulieren oder, je nach vorhandener Codebasis ,
	auch ein Reengineering vorzunehmen. Schlie�lich bleibt noch die
	M�glichkeit, einen vorhandenen Treiber mit einem Wrapper zu
	umgeben.
	Setzt man auf der Kernelebene auf, so werden sogenannte Co-Kernel
	wie etwa CoLinux eingesetzt.
	Ferner kann man API's auf der Ebene der Systembibliotheken
	portieren, man ist dann dadurch in der Lage , Software auf
	unterschiedlicher Hardwarebasis auf der "Bibliotheksschicht" laufen
	zu lassen. Dieser Ansatz erfreute sich in den vergangenen Jahren
	gro�er Beliebtheit, Beispiele sind etwa die Virtual Machine von
	Java oder die von Perl 6  mit Namen Parrot. 
	Geht man in der genannten Schichteinteilung weiter nach au�en, so
	kann man auch Betriebssystempartitionen auf der Ebene der
	Systemdienste anlegen und so etwa bei Einbr�chen in das System von
	au�en unter bestimmten Umst�nden Partitionen lauff�hig erhalten.
	Konzeptionell handelt es sich dabei um eine �nderung der
	Systemdienste. 
	Geht man in die Anwendungsschicht, so gibt es sogenannte userland
	kernel oder auch Hardwareemulationen. Bei Letzterem wird somit
	Hardware als Anwendungsprogramm simuliert, darauf l�uft dann ein
	Betriebssystemkernel mit einem beliebigen Betriebssystem, was einen
	Parallelbetrieb und Multitasking erlaubt. Ein Beispiel daf�r ist
	Qemu. Daneben gibt es Ans�tze zur Softwarevirtualisierung wie etwa
	UsermodeLinux; hier l�uft ein Linuxkernel wie ein
	Anwendungsprogramm und darauf ein Linuxsystem. 
	Nach dieser Einf�hrung zu verschiedenen Ans�tzen des Zugangs zu
	Hardware- und OS-Umgebungen stellte Peter dann Xen vor. Dabei
	handelt es sich um einen Ansatz zur Paravirtualisierung. Xen l�sst
	es zu, dass mehrere Kernel unabh�ngig voneinander im
	Parallelbetrieb laufen, zus�tzlich gibt es , gewisserma�en als
	Schicht "darunter", einen sogenannten Monitor und eine Nulldomain.
	Bei Xen gibt es eigene Prozess- und Speicherr�ume f�r die
	verschiedenen Kernel, allerdings muss beachtet werden , dass hinter
	Monitorschicht und Nulldomain auch ein Kernel steht. Vorstellbar
	ist es, so Peter, dass bei einem Einbruch in ein System oder bei
	einer DoS-Attacke jeweils nur eine Kernelinstanz lahmgelegt werde
	und so , etwa f�r einen Internet Provider, zus�tzliche
	Systemsicherheit geschaffen werden k�nne. Xen lasse es zu, dass im
	laufenden Betrieb Kernel ausgetauscht werden.
	Bei Xen sei Treibersoftware in die Nulldomain integriert, es gibt
	einen Xen Daemon namens xend, mit dem es m�glich ist , Gastsysteme
	zu starten, sowie eine Anwendung namens xm als
	Benutzerschnittstelle. In den Gastsystemen laufen dann User
	Domains.
	Beim Bootprozess startet grub den Xenmonitor, dieser l�dt den
	Kernel der Nulldomain, die dann ihr Betriebssystem hochf�hrt und
	den Xen Daemon xend l�dt. �ber die Anwendungsschicht der Nulldomain
	wird dann mit xm das Gastsystem gestartet. Ein vorhandenes System
	kann gewisserma�en zum Wirtssystem gemacht werden ; um dies zu
	erm�glichen, gibt es etwa bei Debian bereits fertige Pakete. Nach
	Start des Xenkernel �ber grub k�nnen Gastsysteme installiert
	werden, etwa �ber chroot. Nach der Installation k�nnen �ber eine
	Configfile dann noch sp�ter Einstellungen nachgeholt werden. 
	Anfangs m�sse man , so Peter, mit einer F�lle von Fehlermeldungen
	beim Booten rechnen. Die Performance k�nne man verbessern, indem
	man einige Bibliotheken verschiebe. Aus Sicherheitsgr�nden k�nne
	man den Zugriff auf den Xen Daemon von au�en sperren. 
	Peter wies darauf hin, dass es in den Userdomains unter Xen keinen
	X-Server gebe. PCI-Karten werden von Xen nicht virtualisiert. Dies
	geschieht hingegen mit Block Devices und Konsolen. 
	Ein echtes mehrfaches read-write ist nicht m�glich, weil
	schlie�lich der Xenkernel sich gewisserma�en "alleine w�hnt" und
	dies im Rahmen seiner kerneltypischen Synchronisierungsfunktion
	verhindert. 
	Peter zeigte schlie�lich die Configfile von Xen und stellte die
	Optionen der Benutzerschnittstelle xm vor:
		So kann man mit 
			xm list die Userdomains zeigen , 
			xm create userdomain eine neue Domain anlegen, 
			xm shutdown userdomain eine D. schlie�en, 
			xm migrate <ipaddresse> userdomain ein System �ber das Netz
				verschieben, was allerdings voraussetzt, dass dasselbe
				Filesystem vorliegt.
	Xen erlaubt es, Kernel und Hardware live auszutauschen. So kann
	man etwa Hardware gleichm��ig auslasten. Man hat die M�glichkeit,
	andere Systeme kennenzulernen und ggf. weiterzuentwickeln und kann
	mit mehreren Betriebssystemen ohne Reboot arbeiten. 
	Von Frank wurde darauf hingewiesen, dass Hardwarefirmen wie Intel
	die Xen-Entwicklung mit viel Geld unterst�tzt haben, um die
	Hardwarevirtualisierung voranzubringen. 
	Schlie�lich f�hrte Peter Xen konkret im Einsatz vor. Er startete
	insgesamt 4 Kernelinstanzen und nutzte eine davon , um �ber
	vncviewer und Webmin letztendlich Skolelinux zu starten, so dass sehr
	eindrucksvoll deutlich wurde, wie eine eigenst�ndige Umgebung als
	Gastsystem gestartet werden kann.
	Zum Schluss verteilte Peter noch eine Linkliste mit weiterf�hrenden
	Informationen zum Thema:
	Vielen Dank an Peter f�r diese sehr anschauliche Darstellung eines
	schwierigen Themas, bei dessen Darstellung letztendlich die
	"Systemanatomie" aufgebohrt werden muss, um darzustellen, wie die
	verschiedenen Virtualisierungs- und Simulationsans�tze arbeiten!

	4)Zum Schluss wurden kurz noch Fragen gestellt. So wurde �ber
	Probleme beim Brennen von DVD's mit k3b berichtet. Leider lagen
	keine konkreten Fehlermeldungen vor, so dass die Runde hier nicht
	konkret weiterhelfen konnte. 
	Auch ein Problem in der Umlautdarstellung im Desktop bei Kubuntu
	konnte bei bereits fortgeschrittener Zeit nicht abschlie�end gel�st
	werden. Ein letzter Interpretationsansatz war, dass evtl. die
	Codepages des Kernels nicht stimmen. 

	So, dies war aus meiner Sicht das Wesentliche des letzten Treffens.
	Wie immer bitte ich um Kommentare und bestimmt auch notwendige
	Korrekturen, die letztendlich dazu dienen k�nnen, ein Thema ggf.
	noch weiter zu vertiefen.
	
Macht's gut, bis bald, viele Gr��e!
Ulrich