Protokoll Treffen 22.2.2007
Ulrich Rieke
ulrich.rieke at onlinehome.de
Fr Feb 23 20:18:00 CET 2007
Hallo Tuxe,
im Folgenden kurz das Wichtigste vom Lugrav-Treffen am
22.2.2007 in der Schule am Möllerstift in Brackwede :
Als Hauptthema des Abends stellte Gerhard Genuit
Eclipse als Entwicklungsumgebung für Rich Clients,
konkret am Beispiel der Javaentwicklung, mit konkreten
Beispielen vor. Damit griff er inhaltlich einen früheren
seiner Vorträge wieder auf, in dem er Java als
Entwicklungsumgebung für ein Projekt im Umweltamt der
Stadt Bielefeld vorgestellt hatte. Die Anwesenden am
Donnerstagabend waren aufgefordert, auch während des
Vortrages Hinweise zur Gestaltung der Impressfolien zu
geben, da Gerhard den Vortrag auch während der Linuxtage
in Chemnitz am ersten Märzwochenende halten möchte.
Zunächst stellte er noch einmal kurz Java als eine
plattformunabhängige, objektorientierte, teils
kompilierte und teils interpretierte Sprache vor, deren
Zielumgebung letztendlich die Java Virtual Machine ist,
die dort relativ sicher in einer Sandbox läuft und auf
diese Weise eine Unabhängigkeit gegenüber dem
zugrundeliegenden Betriebssystem gewinnt.
Bei der Entwicklung von Java stand letztendlich C++ mit
Pate, man versuchte aber, Probleme dieser Sprache zu
vermeiden, die etwa mit der Speicherverwaltung auftreten.
So verwendet Java keine Zeiger, auch ist der Entwickler
von der Aufgabe befreit, von ihm selbst geschaffene
Objekte im Speicherraum zerstören zu müssen, was, wenn
dies nicht hinreichend geschieht, zum Speicherüberlauf
führen kann. In Java werden Objekte vom Garbage Collector
beseitigt.
Nicht zuletzt ist Java seit Ende des Jahres 2006 Open
Source ; damit hat die Schöpferin der Sprache, die Fa.
Sun, wiederholten Bitten und Aufforderungen der Open
Source Community nachgegeben. Gerhard spielte kurze
Videosequenzen von Sun's Webseite ein, in denen jeweils
Richard Stallman und Mark Shuttleworth die Bedeutung
dieses Schrittes für die Open Source-Bewegung,
aus leicht unterschiedlichem Blickwinkel, deutlich
hervorheben.
Als Entwicklungsumgebung gerade für Java hat sich in den
letzten Jahren Eclipse durchgesetzt, das, in
englisch-wortmalerischer Anspielung auf den Schöpfer von
Java , Sun ( Sonnenfinsternis = eclipse vs. Sonne = sun )
einen Marktanteil von 70 % bei den Java-IDE's (
Integrated Development Environments ) erreicht habe. Die
Umgebung ist Nachfolger von IBM Visual Age ; es wurde von
und bei IBM entwickelt und ist seit November 2001 Open
Source. Dies führte zu einer Diversifizierung der
Entwicklerprovenienz, die Hälfte sitzt bei IBM, die
andere Hälfte verteilt woanders.
Gerhard wies darauf hin, dass Eclipse keineswegs nur eine
Umgebung für Java ist. Seit der Version 3 ist der Kern
von Eclipse so reduziert, dass man sich über Plugins auch
Umgebungen für andere Programmiersprachen, aber auch für
Programme wie Azureus schaffen kann.
Wer Eclipse zur Javaentwicklung einsetzen möchte, muss
zunächst Java installieren. Dies kann die
"Original"-Sun-Java-SDK sein, letztendlich ist dies aber
nicht Bedingung. Danach wird Eclipse installiert, von
welcher Installationsquelle auch immer , und entsprechend
gestartet. Dann sieht man , auf eine letztendlich
grafisch im Einzelnen konfigurierbare Art und Weise, ein
Zentralfenster mit mehreren umgebenden, daran unmittelbar
angedockten weiteren Fenstern, den "Views" , während das
zentrale Fenster den Editor darstellt.
Eclipse ist selbst in Java geschrieben und verwendet eine
grafische Weiterentwicklung der ursprünglich von Java
stammenden Grafikumgebung Swing, das Standard Widget Tool
(SWT). SWT ( eine Namensgebung, die offensichtlich auf
die erste Grafikumgebung in Java, den AWT, anspielt )
zeichnet Fenster im Gegensatz zu Swing unter Rückgriff
auf die Grafikroutinen des jeweiligen , zugrundeliegenden
Betriebssystems. Damit wird die Geschwindigkeit gegenüber
Swing sicher deutlich erhöht, dies wird aber mit einer
Abhängigkeit vom jeweiligen Betriebssystem und damit
letztendlich einem Verlust an Portabilität erkauft.
Startet man Eclipse, so öffnet man einen "workspace
launcher" und legt ein Projekt an. Dabei bietet Eclipse
eine Fülle von u. a. grafischen Klassen an, die für die
verschiedensten Verwendungszwecke geladen werden können
und deren Code dann im zentralen Editor sichtbar wird.
Gerhard führte eine ganze Reihe von "code snippets" zu
unterschiedlichen Anwendungsbereichen vor; diese Snippets
importieren letztendlich nicht nur Klassen der jeweiligen
Javaimplementierung, sondern auch von IBM bzw. der
Eclipse-Entwicklergemeinde beigesteuerte , so dass
dem Entwickler eine Fülle von Basis - und vorgefertigten
Klassen zur Verfügung steht. Durch Klick auf einen "Run
as"-Button kann der jeweilig Code dann in eine
.class-Datei übersetzt und gestartet werden. Letztendlich
kann man natürlich auch sein eigenes Rich-Client-Projekt
starten, indem man selbst im meist zentralen
Editorfenster codiert. Gerhard führte am Beispiel des
klassischen "Hallo Welt"- Programmes vor, welche
Hilfestellungen Eclipse als IDE etwa bei Tippfehlern
(system.out statt System.out ) anbietet. Damit haben
Entwickler nicht nur die Möglichkeit, auf einen Satz
vorgefertigter Lösungen zurückzugreifen, sondern werden
auch syntaktisch bei ihrem eigenen Code unterstützt.
Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, eigene Projekte
zu exportieren. Man definiert ein entsprechendes
Exportverzeichnis und hat dann auch durchaus die
Möglichkeit, eine Klasse auf der Kommandozeile mit java
<Klassenname> aufzurufen oder auch , wer mag, mit dem
Suntool javap <Klassenname> zu dekompilieren.
Bei der Darstellung der Möglichkeiten von Eclipse wurde
darauf hingewiesen, dass es natürlich Alternativen zur
Programmierung grafischer Oberflächen gibt. Hierzu müsste
man bei dem in seiner Grundausstattung karg gehaltenen
C++ entsprechende Libraries einsetzen, wie etwa Qt , oder
aber mit Dot.NET-Sprachen arbeiten. Ralf Tiemann wies aus
seiner Erfahrung darauf hin, dass man auch mit Visual
Basic eine grafische Oberfläche gestalten könne, Volker
Eckert verwies auf Gambas. Auch sei es mittlerweile über
entsprechende Tools möglich, etwa in Visual Studio
VB-Code in Javacode umzuwandeln.
Gegen Ende seines Vortrages wies Gerhard noch auf
Literatur zum Thema hin, insbesondere auf das aktuelle
Ebook von Ullenbohm "Java ist auch eine Insel" oder auf
das Buch "Java-Entwicklung mit Eclipse 3" von Berthold
Daum. Vom gleichen Autor stammt auch, mit etwas anderer
inhaltlicher Schwerpunktsetzung, "Rich-Client-Entwicklung
mit Eclipse 3.1".
Wir können Gerhard nur ganz herzlich für diesen sehr
interessanten Vortrag danken und darauf verweisen, dass
jeder Interessierte die Gelegenheit haben wird, mehr zum
Thema während der Chemnitzer Linuxtage von Gerhard zu hören.
Aus seiner beruflichen Arbeit zeigte Ralf Tiemann dann,
wie er mit Visual Basic 2005 Express Edition( keine
zusätzlichen Kosten ! ) eine Benutzer- und
Gruppenverwaltung firmenintern realisiert hat. Dabei
bekamen wir Gelegenheit, entsprechenden VB-Code zu sehen.
Ralf berichtete auch von den Schwierigkeiten,
entsprechenden Code für die Verwaltung von Mailnutzern
unter Exchange zu schreiben, weil dies selbst in
umfänglicher Spezialliteratur nur stiefmütterlich
behandelt werde. In seinem Programm hat Ralf eine
grafische Oberfläche geschaffen, um Benutzer und
Nutzergruppen aufzurufen.
Im weiteren Verlauf sahen wir dann einen originellen
britischen Comedy-Streifen über eine IT-Abteilung, den
Volker Eckert auf mobiler Festplatte mitgebracht hatte.
Letztendlich ging es um die Verwicklungen, die entstehen,
wenn eine Frau ohne jede Computerkenntnisse unter Männern
in einer ihr fremden, weil neuen Firma versucht, die
Chefin einer IT-Abteilung zu mimen.
In unserer traditionellen Frage-und-Probleme-Runde gelang
es dann, ein DVD-Brennproblem unter Ubuntu zu lösen, das
auf einem Rechner bestand , den Rudolf von einem
Bekannten mitgebracht hatte. Letztendlich war die
korrekte Rechtezuweisung für cdrecord und die
gewissermaßen unvorbelastete Anwendung der von Ubuntu
mitgebrachten Tools zum Brennen für die Lösung
entscheidend.
Ganz kurz wurde noch auf die bevorstehenden Linuxtage in
Chemnitz am ersten Märzwochenende eingegangen. Einige aus
der Gruppe werden hinfahren und sogar einen Vortrag
halten, neben Gerhard auch Peter Voigt. Einigkeit bestand
darüber, dass , nicht zuletzt vor dem Hintergrund der
freiwilligen fast privaten Organisationsform, sich diese
Veranstaltung nicht in der gleichen Liga befinden könne
wie der Linuxtag früher in Karlsruhe oder dieses Jahr in
Berlin, sie sich aber besonders durch ihre informelle
und fast familiäre Atmosphäre auszeichne.
Das nächste Treffen wird ein "Basteltreff" am zweiten
Märzwochenende sein . Der turnusmäßige Donnerstagstreff
in der Woche fällt aus, Genaues wird aber noch
bekanntgegeben bzw. ist z.T. jetzt
schon unter www.lugrav.de einzusehen.
Ich hoffe, dass die wesentlichen Inhalte einigermaßen
korrekt dargestellt sind, und bitte sonst natürlich um Eure
Korrekturen und Kommentare.
Macht's gut, bis bald!
Ulrich
-------------- nächster Teil --------------
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