Protokoll Treffen 1. Mai

Ulrich Rieke ulrich.rieke at onlinehome.de
So Mai 4 22:44:48 CEST 2008


Hallo Tuxe,

      nach längerer Zeit mal wieder ein kurzes Protokoll von
      einem Lugrav-Treffen :

      am 1. Mai trafen wir uns ausnahmsweise nicht in der
      Schule am Möllerstift, sondern in der Alten Dorfschule
      in Brockhagen, für die Lutz freundlicherweise einen
      Schlüssel besorgt hatte. Nachdem 2 Untergruppen ohne
      Kenntnis voneinander vor dem Gebäude gewartet hatten,
      trafen wir uns dann doch noch; es ging in Verkehrung
      der sonst üblichen Reihenfolge zunächst zum Griechen
      und dann, als Peter und Volker als Referenten des
      Abends dazustießen, wieder zurück in die Schule.

      Volker referierte zunächst über das Usenet, eines der
      ältesten Netzaktivitäten, das im Verlaufe der letzten
      Jahre etwas in Vergessenheit geraten ist. Es ist in
      Gruppen strukturiert, verbindet die Endpunkte mit
      einem eigenen Protokoll( nntp ) und wird mit
      speziellen Newsreadern gelesen. Als ein solcher
      fungiert beispielsweise Thunderbird. Fast jeder
      Internetprovider bietet auch Newsdienste an. In der
      Region wird dankenswerterweise von Cord Beermann eine
      Übersicht unter http://newsserverliste.cord.de
      angeboten. 
      Neben textbasierten News in Usenet gibt es
      darüberhinaus spezielle "binary news", die als in
      aller Regel kostenpflichtige Leistung angeboten werden
      und u. a. auch mediale Inhalte anbieten. Diese
      Binärdateien, so berichtete Volker, werden mit dem
      Werkzeug yEnc codiert. So gelingt es, die im Stream
      beim Usenetteilnehmer eintreffenden Datenpakete wieder
      zu einem verwertbaren Ganzen zusammenzupacken. Um
      "binary news" lesen zu können, benötige man , so
      Volker weiter, unter Linux Werkzeuge wie Klibido oder
      Pan. 
      Die verschiedenen Usenet-Anbieter unterscheiden sich
      in der Zahl der von ihnen angebotenen Inhalte, der
      Speicherzeit auf den Servern, ggf. auch im Preis für
      zusätzliche Angebote usw. Ähnlich wie im Emailbereich
      mit IMAP sehe der Usenetnutzer Überschriften von
      gespeicherten News und könne diese dann je nach
      Anschluss mit hoher Bandbreite herunterladen. 
      Usenetreader haben als Werkzeuge die Fähigkeit, mit
      NZB-Files umzugehen, einem speziellen Dateiformat.
      Größere Dateien sind mit dem Kompressionswerkzeug rar
      gepackt, die Prüfung der Datenintegrität erfolge über
      Prüfsummen, die in sogenannten Parfiles mitgeschickt
      werden. Ein Werkzeug namens PyPar2 werde zur Reparatur
      von Dateien eingesetzt.
      Vielen Dank an Volker für diesen Überblick über einen
      etwas aus dem Blickpunkt geratenen Bereich des
      Internets!

      In einem weiteren Vortrag stellte Peter kurz einige
      Aspekte und Inhalte der Vorratsdatenspeicherung durch
      Telekommunikationsdienstleister und Provider dar. Nach seinen
      Recherchen geht das Anliegen des Datenschutzes auf die
      Verbreitung von einfachen Rollfilmen zurück, die es
      vor Jahrzehnten erstmals ermöglichten, auf das bis
      dahin umständliche Setting für eine einfache
      Fotoaufnahme zu verzichten, Kameras als sogenannte
      Detektivkameras mobil machten und das Interesse
      bestimmter Kreise begründeten, bei ihren Treffen nicht
      wider Willen abgelichtet zu werden. 
      Peter wies darauf hin, dass die EU-Richtlinie zur
      Vorratsdatenspeicherung, auf die sich der nationale
      Gesetzgeber argumentativ gern berufe, mangels
      Zuständigkeit zwar nichtig sei, nun aber doch auf
      nationaler Ebene Rechtstatbestände geschaffen worden
      seien. So würden etwa bei Anrufen mit Mobiltelefonen
      die Rufnummer , die Tatsache einer eventuellen Um-oder
      Weiterleitung, die Dienstart, der Vorgang und
      Zeitpunkt einer Wiederaufladung von Prepaidkarten, die
      Funkzellen usw. gespeichert. Bei VoIP-Telefonaten
      würden auch IP-Adressen festgehalten. Mailprovider
      seien gehalten zu protokollieren, wer an wen eine
      Mail schicke, IP-Adressen und Zeitpunkte des Absendens
      einer Mail würden festgehalten. 
      Internetprovider seien verpflichtet , u. a. ID-Kennungen,
      IP-Adressen und URL's, die Identitäten von Personen,
      die sich hinter temporären IP-Adressen verbergen sowie
      Beginn und Ende von Netzwerkzugriffen zu speichern.
      Die Speichernotwendigkeit bestehe für 6 Monate, die
      Internetdienstleister stellten sich derzeit darauf
      ein, auch wenn es noch zu einem höchstrichterlichen
      Verfahren kommen sollte. Peter wies darauf hin, dass
      die enorme Fülle an Daten, die dann gespeichert werde,
      z. B. Persönlichkeits-und Bewegungsprofile zulasse.
      Man könne Personen nachweisen, dass sie sich zu
      bestimmten Zeiten an bestimmten Orten aufgehalten
      haben dürften und dies etwa für die Heranziehung zu
      Zeugenaussagen zu Kriminalfällen nutzen, die sich in
      der Nachbarschaft einer so überwachten Person
      zugetragen haben. So komme es zur Einbeziehung primär
      völlig Unbeteiligter in laufende Verfahren, und
      etwaige fehlende Informationen könnten dann leicht etwa
      durch Anrufe in Geschäften, in denen man sich
      aufgehalten hat, komplettiert werden. Der Nutzen
      dieser umfassenden Datenerhebung für ein Ziel wie die
      Bekämpfung des Terrorismus werde von erfahrenen
      Strafverfolgern bezweifelt und bewege sich nach deren
      Schätzungen, so Peter, im "Promillebereich".
      Bedrückend sei, dass man den Eindruck eines
      Generalverdachts gegen die Bevölkerung bekommen könne
      und der Hinweis eines Einzelnen, er habe doch nichts
      zu verbergen, als naiv einzuschätzen sei. Vor allem
      sei noch unklar, welche weiteren den bereits
      beschlossenen Überwachungsschritten noch folgen
      sollen.
     
      Vielen Dank an Peter für seinen Vortrag und seine
      Einschätzung von Wert und Bedeutung der jüngsten
      gesetzgeberischen Initiativen in diesem Bereich !

      Ich hoffe, wenigstens einige wichtige Dinge aus den beiden Vorträgen
      genannt zu haben, und bitte ggf. um Ergänzungen und
      Anmerkungen. 

Macht's gut, viele Grüße, bis bald!
Ulrich
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