[Westerwelle, die]

Wolfgang Schreiber wolfgang.schreiber at gmx.de
Mon Feb 22 23:17:02 CET 2010


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[*Westerwelle*, /die/] Argumentkonstrukt, das vornehmlich in auf
öffentliche Aufmerksamkeit und Erregung ausgerichteten deutschen
politischen Debatten verwendet wird und auf kurzfristige Wirkeffekte
zielt.

Die Westerwelle besteht in ihrer Grundform aus drei Phasen:

    (1)  Exposition: Oft eingeführt mit dem Satzbestandteil „Es kann
    nicht sein dass …“. Der Verwender der Westerwelle formuliert damit
    eine Selbstverständlichkeit als provokante These, die den Beginn
    des sich räumlich und zeitlich verändernden Diskursfeldes markiert.

    (2)  Eskalation: Wenn es doch sein kann, dass die öffentlich zur
    Diskussion gestellte These auf Widerspruch trifft, wird im zweiten
    Anlauf mit dem Ziel, mehr Wortmaterie durch den virtuellen Raum zu
    transportieren, die These durch ein behauptetes Sprechverbot
    verstärkt („Man wird ja wohl noch sagen dürfen, dass …“).

    (3)  Endphase: Die These wird teilweise zurückgenommen,
    modifiziert, ins Allgemeine verwässert oder ins Gegenteil
    verkehrt. Inhaltlicher Bestandteil des Argumentkonstrukts sind
    dann lediglich noch Allgemeinplätze, die allerdings durch eine
    vermeintlich verstärkende Formulierung eingeleitet werden (z.B.
    „Ich bleibe dabei ….“). Diese sollen – wenngleich dem
    ursprünglichen Argumentkonstrukt widersprechend – rhetorische und
    inhaltliche Konsistenz suggerieren.

Die Westerwelle wird als Sprach- und Erregungskonstrukt bevorzugt in
solchen politischen Debatten eingesetzt, mit denen die Debattenführer
von anderen Themen ablenken oder diese aus dem Aufmerksamkeitsfokus
der Öffentlichkeit hinausdrängen wollen. In physikalischer Hinsicht
gehört die Westerwelle im Gegensatz zur mechanischen Welle in die
Kategorie der Gravitationswellen, die sich in einem Vakuum ausbreiten
können.

Quelle: http://www.miriammeckel.de/2010/02/19/brandung-beigelegt/

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