Linux Zertifizierungen
Frank Baurichter
frank at baurichter.net
Tue Jun 25 22:43:02 CEST 2002
Will mich nun doch auch noch einschalten, in diese Diskussion. Auch auf
die Gefahr hin, dass ich etwas ausschweifend werde.
Kernpunkt: Jedes Zeugnis ist maximal ein Einstieg in eine gewisse
Karriere.
Das des Facharbeiters für eben eine Facharbeiterlaufbahn, das des
Studienabsolventen für eben eine Diplomierte Laufbahn, das ...
Dann hängt es davon ab, was man (um nicht von eventuellen Minderheiten
der Listenleser angefeindet zu werden auch frau) aus dieser
Eintrittskarte macht.
Manch ein guter Facharbeiter macht die Arbeit eines Ingenieurs und so
mancher schlechte Ingenieur macht im Endeffekt die Arbeit eines
Facharbeiters.
Grundsetzlich ist es in dieser unserer reglementierten Republik so, dass
für gewisse Erscheinungsformen von vorwiegend selbständiger
Erwerbstätigkeit halt der sogenannte "große" Befähigungsnachweis
(Meisterbrief) von nöten ist. In Sonderfällen wo besondere Staats- oder
Sicherheitsinteressen beeinträchtigt werden (Bspw. Sprengstoff) sind
halt Prüfungen notwendig, die dann aber auch regelmäßig aktualisiert
werden müssen. Herrn Eichel interessiert es aber nicht, welche
Ausbildung man hat, solange man brav seine Steuern zahlt.
Gerade im wild wuchernden EDV-Sektor, welcher auch eine äußerst
kritische Halbwertzeit hat, was aktuelles Wissen angeht, wuchern
natürlich einige Krebsgeschwüre, bzw. diejenigen, welche Entscheidungen
treffen sind völlig überfordert, da es nix vergleichbares gibt, da das
Arbeitsfeld erst noch aufgebaut wird.
Wenn ein Maschinenbauingenieur eingestellt werden soll, weiß man, dass
der ein entsprechendes Diplomzeugnis eines entsprechenden Fachbereichs
hat. Wenn jemand gesucht wird, der Erfahrung hat, dann schaut man, woher
er kommt und aus den Parametern wird halt eher schlecht als recht eine
Entscheidung getroffen. Der Markt ist da und das Angebot ist auch
entsprechend.
Wenn jemand im EDV-Bereich gesucht wird, muss man halt schauen, was man
bekommt. Sicherlich gibt es da auch den einen oder anderen "klassischen"
Karriereweg, aber gerade die Schnelllebigkeit birgt Chancen und Risiken
für beide Seiten.
Meine Beobachtung ist auch die, dass viele Leute eine klassische
Ausbildung eben nicht gemacht haben und mehr oder weniger Quereinsteiger
sind.
Unter diesem Gesichtspunkt ist es jetzt die Frage, was kostet mich so
ein Zeugnis, was will ich damit und was bringt es mir.
Was kostet es mich?
Das Zeugnis ist also ein Ersatz für einen anderen Abschluß wie einen
Facharbeiterbrief oder ein Studium?
Eine Facharbeiterausbildung kostet mich (trotz Ausbildungsvergütung)
etwas Geld, da ich als ungelernter Arbeiter natürlich erstmal mehr
verdiene als als Lehrling.
Ein Studium kostet mich noch mehr, da ich 3-x Jahre bereit bin, unterm
sozialen Mindestlevel zu leben und mir eventuell etwas Taschengeld mit
Jobben zu verdienen.
Ein solches Zeugnis kostet mich ebenfalls eine Summe X, die
verhältnismäßig klein ist gegenüber den oben genannten Posten.
Was will ich damit?
In einen größeren Laden einsteigen, wo ich mir einen Karrieresprung und
dadurch vor allem mehr Geld verspreche!
Diese Antwort lese ich zumindestens aus den bisherigen Mails raus.
Was bringt es mir?
Im besten Fall die gewollte Anstellung! Im schlechtesten Fall garnix! Es
einfach auf "Verdacht" zu machen ist ebenso nicht das beste. Ein
Diplomingenieur, der zwar sein Diplom mit gut oder sehr gut gemacht hat
ist nix wert, wenn er nich auch sofort in dem entsprechenden Beruf
arbeitet. Macht er erstmal eine 2-3 Jährige Weltreise, geht dann noch
für 2 Jahre nach Tibet zur Selbstfindung und versucht dann, nachdem er
endlich Klarheit gefunden hat, in den Beruf einzusteigen, wird jeder
Personalchef abwinken und den Mitbewerber vorziehen, der gerade erst
seine Diplomprüfung hinter sich hat.
Fazit:
Will ich mich im nächsten halben bis ganzen Jahr unbedingt zu einer
Firma begeben, welche solch ein Zertifikat haben möchte, dann sollte ich
es tun. Will ich mir das Ding nur rahmen und an die Wand hängen, würde
ich das Geld lieber mit meinen Kumpels ordentlich verzechen!
Kommen wir zu einem anderen Problem:
UNIX-System Administrator und Internet Security Consultant
Da dies kein klassiches Berufsbild ist, hat jemand, der dieses zwar
macht, eventuel eines Tages ein Problem. Nämlich dann, wenn der
Arbeitgeber feststellt, dass er auch ohne die Arbeitskraft desjenigen
auskommen kann, bzw. wenn die Gesamtwirtschaft feststellt, dass sie ohne
den Arbeitgeber desjenigen auskommen kann.
Fall 1 ist Volkswirtschaftlich ein kleines Problem, Fall 2 je nach
Betriebsgröße eventuell ein größeres.
Arbeitslosengeld gibbet ersma nach de alte Verjütung, aber was soll er
dann tun?
Schnellstens einen neuen Arbeitgeber finden, der genau diese Kentnisse
gebrauchen kann, die jener Ex-Arbeitnehmer hat!
Diese sind nun scheinbar etwas spezieller Natur, da es dafür noch keinen
Arbeitsmarkt gibt, der nach einem klassischen Ausbildungsberuf/Studium
schreit!
Wer sich also ohne klassische Ausbildung "nebenbei" in so eine Lage
begibt, sollte sich darüber im Klaren sein, dass er damit die
Sicherungsleine durchtrennt hat und er absofort selber dafür
verantwortlich ist, dass er immer Kentnisse hat, die der Markt unbedingt
braucht und wofür der Markt auch bereit ist, Geld auszugeben.
In diesem Sinne und ich hoffe, das war nicht zu viel des Guten!
Frank
--
IBB Dipl.-Ing. (FH) Frank Baurichter
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