Linux Zertifizierungen
Frank Baurichter
frank at baurichter.net
Thu Jun 27 19:43:01 CEST 2002
Ingo Luetkebohle schrieb:
>
> On Thu, Jun 27, 2002 at 11:35:41AM +0200, Frank Baurichter wrote:
> > Gut, diese Serie richtet sich im Speziellen an Ingenieure und solche,
> > die es werden wollen, aber im Endeffekt ist sie zu 90% auf jede andere
> > Berufsgruppe übertragbar.
>
> Nein, ist sie nicht -- es gibt naemlich mehr Ingenieure als Jobs, im
> Gegensatz zum IT-Bereich, wo es bis vor relativ kurzer Zeit deutlich mehr
> Bedarf als qualifizerte Leute gab.
Frage: Kennst Du die Serie?
Ich gehe mal davon aus, dass es nicht der Fall ist, was Deine Antwort
beweist. Sollte ich mich da irren, so gehe ich davon aus, dass Du bisher
mit Personalabteilungen und Bewerbungen etc. nicht viel am Hut hattest.
>
> Im Ueberfluss ist natuerlich jede nachweisbare Zusatzqualifikation
> ein Entscheidungskriterium fuer die Einstellung. Im IT-Bereich
> bekam bis vor kurzem noch jeder einen Job, auch ohne solche Scheine.
>
Schön und Paradiesisch, aber inzwischen wohl nicht mehr die Realität!
Wuchernde Krebsgeschwüre waren die Auswirkungen. Überteuerte Preise für
einfache Leistungen das andere. Irgendwann reagiert da der Markt, da in
solche Bereiche auch viele Pappnasen hereinströhmen, die sich doch
irgenwann outen.
> Ausserdem wandelt sich der Ingenieurbereich auch nicht so stark
> wie der IT-Bereich. Zwar wird auch der Dipl-Ing. 20 Jahre spaeter
> viel von seinem Diplomwissen nicht mehr verwenden koennen, im IT-Bereich
> ist das im Zweifelsfall schon 2 oder 4 Jahre spaeter so. Das
> Ingenieurberufsbild ist auch schon laenger ausdifferenziert, d.h. wenn da
> jemand mit 'ner Spezialisierung vor einem steht, dann ist die Chance gross,
> dass es so jemanden schon in der Firma gibt und daher beurteilt werden kann,
> wie sinnvoll eine solche Spezialisierung ist und ob man sie gebrauchen kann.
> Die IT bringt dagegen jedes Jahr eine neue Spezialisierung hervor,
> viele mit zweifelhaftem Nutzen und durch das Chaos blickt schon lange keiner
> mehr durch.
Mein Reden! Wie soll also eine Personalabteilung reagieren, wenn nicht
damit, dass man versucht, dieses Gebiet aus Randgruppen existierender
Pools zu bestücken.
>
> All das fuehrt dazu, dass in den Feldern, in denen es schon mehr Erfahrung
> mit Zertifikaten, Diplomen, etc. gibt, diese ungleich wertvoller sind,
> als in einem so jungen Bereich wie der IT. Die IT ist doch mehr davon
> gekennzeichnet, dass selbst ehemals anerkannte Scheine heutzutage
> keinen Pfenning mehr Wert sind, weil damit nur noch Reibach gemacht wird
> und die Qualitaet auf der Strecke bleibt (ich sag nur "CNE").
>
> Es gibt ein paar Ausnahmen, z.B. der Cisco Certified Internet Expert,
> der geruechteweise (vor 2 Jahren) tatsaechlich was aussagte und davon
> gabs damals auf der ganzen Welt auch nur eine vierstellige Zahl Personen.
> Bei Linux-Zertifizierungen gibt es AFAIK momentan nichts vergleichbares.
>
> Es gibt auch Bestrebungen, im IT-Bereich aussagekraeftigere Zertifizierungen
> einzufuehren. Bisher straeubt sich die Branche noch erfolgreich,
> weil viele Autodidakten natuerlich um ihren Job fuerchten. Das wird
> irgendwann kommen, spaetestens wenn die Produkthaftung angezogen wird,
> (es gibt immer das Beispiel, dass Klempner auch erst staatlich geprueft
> werden mussten, nachdem mal so richtig viele Heisswasserboiler
> hochgegangen sind) aber momentan ist es noch laengst nicht so weit.
>
> Fazit: Rausgeschmissenes Geld, sein lassen.
Fazit: Macht nebenbei was bereits anerkanntes um ein sicheres Standbein
zu haben!
Was aus der Praxis:
Alle Jobs, die auch über die ortsüblichen Leihfirmen ausgeführt werden
könnten, werden in größeren Firmen über die Abteilungen besetzt. Da ist
die Personalabteilung nur in sofern Dienstleister, dass Sie den
Standardrahmen mit Arbeitsvertrag etc. liefert.
Wird jedoch ein Vorgesetzter oder ein Spezialist mit entsprechendem
Aufgabengebiet gesucht, so ist das mit mehr Kosten verbunden, da diese
Leute halt meist auch mehr verdienen. Dann hat die Personalabteilung ein
immenses Wort mitzureden, da man da erstens nicht so einfach Leute für
findet und zweitens diese Leute es auch voll bringen müssen. Bringt der
neu eingestellte es nicht, so müssen sich Abteilung und
Personalabteilung einen Satz heisse Ohren abhohlen. Sobald diese mit im
Boot sind, geht es im 1. Anlauf nur um Formalien. Man hat eine Anzeige
geschaltet, die Bewerbungen kommen und werden nach passt oder passt
nicht sortiert. Passt ist maximal 10%. Wenn die dann ein Studium
voraussetzen, so tun die das eben. Da kann man ansonsten Linus Thorwald
persönlich sein, die nehmen einen nicht!
Linus Thorwald hätte auch nur eine Chance da reinzukommen, wenn er bei
der Konkurrenz genau das macht, was man braucht, und er in der Branche
halt bekannt ist, wie ein bunter Hund. Und besonders gut dazu!
Gruß
Frank
--
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