Sichere Linux Distro
Peter Voigt
peter.voigt1 at gmx.net
Mi Aug 9 15:10:57 CEST 2006
Am 09.08.2006 um 13:37 schrieb Volker Eckert:
> wer sich seine Distro nach Reaktionsgeschwindigkeit und
> Sicherheit auswählt sollte sich folgende Seite anschauen ...
Als Ergänzung:
Nach seiner Veröffentlichung stieß der Artikel (in seiner ersten
Fassung) auf heftige Kritik in Sicherheitskreisen. Ich glaube, es
wurde sogar ein Forum eingerichtet.
Beispiel eines Kommentares auf der OpenBSD Misc-Liste:
"This is one of the worst articles on security I have ever read."
Frei übersetzt: "Am schlechtesten recherchierter Artikel, der jemals
über dieses Thema geschrieben wurde."
Daraufhin wurden offenbar Kernaussagen geändert. Passagen über andere
Betriebssysteme fielen heraus.
Der Artikel blendet Unix-Varianten, BSD-artige und die neueren
Microkernel-Distributionen aus. Deshalb ein paar Worte dazu.
Was die Sicherheit angeht, dürfte OpenBSD das Mittel der Wahl sein,
wenn man ein Server-System einsetzen will. Allerdings ist OpenBSD
etwas sperrig zu bedienen. Daher weichen Internet-Firmen häufig auf
FreeBSD aus. Bekanntes Beispiel ist www.distrowatch.com. FreeBSD
enthält viele der Sicherheitsmerkmale, die OpenBSD einzigartig machen.
Richtige, d.h. zertifizierte, Hochsicherheitslösungen lassen sich nur
mit Microkernel-Distributionen erzielen. Als Normaluser kommt man mit
Ihnen schon aus Kostengründen kaum in Kontakt.
Und schließlich ist noch OpenVMS zu erwähnen, welchem auf einem
bekannten Hackerkongreß in den USA feierlich der Ehrentitel "nicht
knackbares Betriebssystem" verliehen wurde. Gleichzeitig erhielt
OpenVMS dort Hausverbot. Man wollte schließlich nicht arbeitslos werden.
Auf OpenVMS setzen z.B. Großbanken, um den internationalen
Zahlungsverkehr abzuwickeln.
In seiner jetzigen Form wird an dem Artikel noch eines bemängelt.
Der Artikel berücksichtigt nicht, wie dringend eine Distribution
patchen muß.
Falls eine Distribution weitere im Einzelfall durchgreifende
Sicherheitsvorkehrungen enthält, kann sich die Distribution mit dem
Patchen Zeit lassen. Dann erlaubt die Zeitdauer bis zur Vorlage eines
Patches keinen Rückschluß auf die Sicherheitslage dieser
Distribution. Diesen Aspekt läßt der Artikel offen und kommt so zu
möglicherweise verfälschten Ergebnissen.
Grundsätzlich glaube ich, dass man fast jedes Betriebssystem sicher
betreiben kann. Man muß jedoch bereits sein, das notwendige Wissen
und den notwendigen Aufwand zu investieren. Es heißt in
Sicherheitskreisen bekanntlich:
Sicherheit ist kein Zustand, sondern ein laufender Prozeß.
So betrachtet verliert die Fragestellung, welches das sicherste
Betriebssystem sein soll, jeden Sinn.
Gruß
pv