immer nur dagegen?

Jan-Benedict Glaw jbglaw at lug-owl.de
Tue Sep 12 09:20:22 CEST 2006


On Mon, 2006-09-11 21:45:39 +0200, Sonngrit Fürter <sonngrit.fuerter at bitel.net> wrote:
> Andre Landwehr schrieb:
> > Für alles weitere wähle und bezahle ich
> > Politiker, zu deren Aufgaben es gehört, sich darüber Gedanken zu machen.
> >
> > Ansonsten schließe ich mit Benedict an: Ich fühle mich sicher. Zumindest
> > vor Terror...
>
> Es reicht doch nicht, wenn wir uns nicht bedroht fühlen. Ich denke, es 
> geht um mehr. Z.B. um die erwähnten Politiker, die sich mit Ängsten aus 
> der Bevölkerung, Panikmache der Presse und den politischen Spielregeln, 
> (wer toppt wen in blindem Aktionismus?) konfrontiert sehen. Die können 
> eben nicht so argumentieren wie ihr. Ein Flughafen- oder Bahnhofsleiter 
> auch nicht.

Wie gesagt, ich *sehe* diese Ängste nicht. Das einzige, was ich sehe,
ist eine Berichterstattung und eine Politik, die uns einreden möchte,
daß da ganz irrsinnig große Gefahren lauern.

Wenn man denn wirklich etwas[tm] tun will, dann doch da, wo Gefahren
ganz real lauern.

Machen wir doch mal einen ganz zynischen Vergleich und nehmen uns mal
den Großen Bruder von der anderen Seite des Teiches vor: Amerika.

Tote durch "Terror" in den letzten 20 Jahren:      xxxx Personen
Tote durch Autounfälle in den letzten 20 Jahren: xxxxxx Personen?

...oder noch mehr?

Ich möchte nicht in die Diskussion um einzelne Schicksale einsteigen.
Darum geht es nicht. Es geht darum, mittels Angst eine Gesellschaft zu
lähmen.  Insofern hat der "Terror" schon gewonnen: Mit ein paar
Nadelstichen (im Vergleich zu anderen, selbstgebauten und
selbstbetriebenen Tötungsmaschinen, die wir in der westlichen Welt
tagtäglich benutzen) erbittet man von uns Angst vor Anschlägen, die
relativ gesehen quasi nicht stattfinden.

Wie auch immer, "Terror" ist der Vorgang, Angst in der Bevölkerung zu
verbreiten, Unsicherheit zu streuen. Anschläge sind nur Mittel zum
Zweck. Gucke ich ins eigene Land, dann sehe ich, daß wir vor ~35
Jahren mal einen ganz realen Versuch dieser Art hatten (-> München.)
Wer verbreitet hier also "Terror?"  Ich müßte wohl mit "Unsere
Politiker!" antworten...

Ansonsten ist das für mich eine nicht vorhandene Gefahr. Autos sind
schlimmer.  Aber Angst davor, von einem Auto plattgemacht zu werden,
hat kaum jemand. Und eine Regierung versucht uns auch nicht, Angst
davor einzureden. Das wäre nämlich schlecht für die Wirtschaft. Stell'
Dir mal vor, Du müßtest Schweine zum Schlachten mit dem Ochsenkarren
nach Polen fahren (und die Schweinehälften wieder auf selbigem Wege
zurückschaffen!)

Angst im Terror-Sinne, das ist _gut_ für die Wirtschaft! Damit kann
man Leute beschäftigen--und wirtschaftlich sind die Gefahren nicht so
groß, als wenn man Leuten Angst vorm Auto-Fahren einimpfen würde...

> Ich vermute, vieles von den jetzt geforderten Maßnahmen (bis hin zur 
> Festplattenüberwachung, von der Jorge neulich schrieb), resultiert 
> beileibe nicht aus Nachdenken, sondern aus purer Hilflosigkeit und teils 
> auch Ahnungslosigkeit.

Das passiert aus 2erlei Gründen:

  * Pure Wirtschafts-Interessen
  * Pure Profilierungs-Interessen (die aber auch in Grund #1 enden.)

Zu sagen, "wir machen die Vollbeschäftigung," das ist eine echte
Ansage, an der man ganz real schheitern kann. Zu sagen, "wir machen,
daß Du keine Angst haben mußt", das ist ein anderes Kaliber...

Entweder passiert nichts, dann: "Wir waren so gut!"--oder es passiert
eben doch (mal, alle 20 Jahre...) was, dann kann man immernoch sagen,
daß die Mittel nicht ausreichend waren.

Der Eindruck von Sicherheit ist ein echtes Geschäft. Sieh' Dir mal die
Bereiche an, wo man *wirklich* etwas machen kann:

  * Vorsorge-Untersuchungen im Gesundheits-Bereich
  * Autos
  * Andere Versicherungen

...und dann betrachte sie mal wirtschaftlich und die Art, wie sie
"beworben" werden.  Es geht um Geld.  Verdammt viel Geld.  Der Rest
ist Augenwischerei--zumindest für uns hier, in Deutschland. So seh'
ich das...

MfG, JBG

-- 
      Jan-Benedict Glaw      jbglaw at lug-owl.de              +49-172-7608481
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