[Jan at lot-germany.com: Nachsatz]

Andre Landwehr andre.landwehr at gmx.net
Mon Nov 23 16:37:39 CET 1998


> Ich moechte nicht falsch verstanden werden: Der obige Absatz
> ist ein Ergebnis meiner Sch*wut auf die reichlich unsachliche
> Art und Weise, mit der JBG argumentiert.

Bravo.

> Genau diese Ansichten fuehren immer wieder dazu, dass Leute, 
> die Linux (oder UNIX im allgemeinen) favorisieren, als arrogante
> Technik-Freaks charakterisiert werden (das stand ja auch in einer
> Mail in der Liste!).

Und genau dem müssen wir als Linux-Usergroup als aller erstes
entgegenwirken. Es ist keinem damit geholfen Winblöd zu verteufeln und den
Anwendern zu sagen "tut uns leid, aber was ihr bisher gemacht habt ist
alles Sch..", damit stößt man nur auf Ablehnung. Gerade in Lehrerkreisen
sollte man mit sowas aufpassen, da nur allzu viele auf dem Standpunkt
stehen vormittags recht und nachmittags frei zu haben. Und das gilt nicht
nur für die etwas betagteren Vertreter dieses Standes, die ohnehin oft
Angst vor jeder Neuerung haben und eigentlich nurnoch auf die Rente
warten, sondern auch für viele junge Lehrer, von denen man das garnicht
erwarten würde. 

> WENN es denn dazu kommt, dass NT-Clients eingesetzt werden,
> ist Delphi mit Sicherheit die beste Wahl unter den zur Verfuegung
> stehenden IDEs:
> (...)

Sehe ich genauso. Müßte ich unter Windows programmieren und hätte dabei
auch noch das sagenhafte Glück mir die Sprache aussuchen zu können so
würde die Wahl mit Sicherheit auf Delphi fallen, schon allein deshalb,
weil es Funktionen der Windows-API ausnutzen kann, die die M$-Produkte
nicht zu kennen scheinen. Und bei aller Oberflächenmalerei kann man mit
Delphi trotzdem direkt auf IO-Bereiche schreiben usw., also systemnah
programmieren. Es wird immer Gründe und Einsatzgebiete für Microassembler
geben, aber Programmiererstunden sind nicht gerade billig ;-)

> Wer, wenn nicht die Lehrer (die den Schuelern neues Wissen im
> IT-Bereich vermitteln sollen), soll denn bereit sein, Neues zu
> lernen? 

Genau da liegt aber das Hauptproblem, egal ob Linux oder NT, die Lehrer
sind in den meisten Fällen alles andere als bereit und willig.

> Also, liebe Lehrer: Egal, was Ihr da bekommt: Lernen muesst Ihr!
> Ich musste etwas grinsen, als ich das Argument _keiner bezahlt mir
> das_ las! Was, liebe Lehrer meint Ihr wohl, was man in meiner 
> Branche nach Feierabend und am Wochenende so treibt?!?

Da gibt es einen gewaltigen Unterschied: Bei dir fördert das die Karriere,
dein Chef erwartet dieses Engagement (wenn auch implizit) und würdest du
nicht ständig dazulernen dann wären deine Marktchancen innerhalb
kürzester Zeit auf ein Minimum geschrumpft. Für einen Lehrer hingegen ist
das alles eine reine Zusatzbelastung. Er wird deswegen nicht schneller
befördert, einen sicheren Arbeitsplatz auf Lebenszeit hat er eh schon und
vermutlich wird er nicht ein einziges Mal auch nur das Wort "Dankeschön"
hören, da keiner seiner Vorgesetzten auch nur die leiseste Ahnung hat,
wieviel dazu gehört ein Netz zu warten und den Betrieb am Laufen zu
halten.

> Das Booten einmal am Tag ist an Schulen kein Problem:
> Auch dann nicht, wenn dieser Vorgang mitten in einer Unterrichts-
> stunde stattfindet (mit 20 genervten Schuelern, die die Arbeit der
> letzten halben Stunde noch mal machen muessen)? - Glaubt mir:
> Murphy hat recht - 90% der Reboots werden in dieser Situation
> stattfinden!

Na und? Das ist den Lehrern doch egal. Wenn's nicht funktioniert wird eben
theoretisch weitergearbeitet, Programme und Struktogramme auf dem Papier
gezaubert. Und das gilt auch nur für den Informatikunterricht, wo die
Arbeit am Rechner dazugehört. In allen Fächern, in denen der Rechner
ohnehin fachfremd ist aber gut einzusetzen wäre (Deutsch, Physik usw.)
wird dann eben auf seinen Einsatz verzichtet. Es ging die letzten 20 Jahre
doch auch ohne. So einfach ist das, leider.

> Das Problem der Administratoren: Begeisterte Schueler sind m. E.
> ein guter Ansatz. Der Nachschub koennte z. B. durch (gesponserte?)
> Schulungen in geeigneten Firmen gesichert werden.

Gute Idee, wenn die Firmen das sponsern. Die Schulen jedenfalls werden
aufgrund chronischer Pleite nicht dazu in der Lage sein.


Gruß
Andre



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