Die Diktatur der Mehrheit (war: Re: Darstellung von Emails)

Toens Bueker toens.bueker at gmx.net
Thu Mar 30 15:06:23 CEST 2000


Cord Beermann <lug-owl at cord.de> meinte:

> >Damals als die Modems nur 2400 BPS konnten, gab es eine Begrenzung
> >auf 3 Zeilen. Das war damals sicher sinnvoll. Bei den heutigen 
> >Bandbreiten kommt es m.E. nicht auf ein oder zwei Zeilen an. Einige
> >Sesselpfurzer bevorzugen an den alten Gesetzen zu kleben 
> >als sie sinnvoll zu interpretieren. Das daraus resultierende Genöhle kann 
> >man getrost ignorieren. 
> 
> aha... einige der kompetentesten Leute auf der Liste als
> Sesselpfurzer bezeichnen... ich weiss nicht was diese davon
> halten.

Einer der klassischen Threads, die man überall in den News
und Mailinglisten finden kann.

Aber, um mal aus dem Graben 'rauszugucken, diese Threads
sind nicht automatisch 'Bandbreitenverschwendung'.

Sie - und andere Reibereien zwischen 'Alten' und 'Neuen'
im Netz demonstrieren die immer wieder zitierte
'Selbstheilungskraft' des Netzes (auch das ein sehr
beliebtes Thread-Thema).

Hinter all dem steht m. E., daß die Bemühungen, die ganze
Welt immer einfacher ans Netz zu bringen, wenigstens
teilweise Erfolg zu haben scheinen.

Die Commundos, AOLs und MSNs dieser Welt sorgen für einen
steten Nachschub an - ich sage es mal vorsichtig -
'Anfängern'. 

Damals, als ich angefangen habe, waren das noch nicht
allzuviele und die dummen Fragen wurden in der Regel
bereitwillig beantwortet - aber ich selbst war auch viel
vorsichtiger in dem, was und wie ich geschrieben habe
(schließlich wollte ich ja dazugehören).

Das ist m. E. heute einfach nicht mehr so. Die 'Anfänger'
bekommen gar nicht 'das Netz' zu sehen, wo die Cracks sich
aufhalten - bekommen gar nicht mit, wie 'das Netz' sein
kann. Stattdessen denkt jeder, der es geschafft hat, sich
in T-Online einzuwählen und eine Maus von
einem Stück Seife unterscheiden kann, daß er selbst ein
Crack ist - ist ja auch gar nicht so einfach.

Kein Wunder, daß es schwierig ist, Leuten beizubringen,
daß sie sich in Ihrer Netzpersönlichkeit auf
Kindergartenniveau präsentieren, wenn sie HTML-Mails
verschicken und Vcards an ihre Mails anhängen - alles
technische Features, die ihnen von der Marketingmaschine
eingebläut werden.

Letzter Auswuchs dieser Entwicklung: irc.gmd.de geht vom
Netz, weil zu teuer und weil der tägliche Kleinkrieg mit
den Spielkindern zu langweilig wird (wahrscheinlich nur
vorgeschobene Gründe - der Effekt bleibt der gleiche).

Es werden eben immer mehr Leute, die sich fragen 'was kann
mir das Netz geben?' anstatt 'was kann ich dem Netz geben?'.

Ich bin ja immer eher jemand, der die Fehler bei sich
selber sucht - d. h. also ich war nicht gut genug darin zu
vermitteln, daß es sich lohnt, sich an die 'überlieferten'
Verhaltensmaßregeln zu halten - weil sich seit 'damals'
grundsätzlich nix verändert hat.

Tschö
Töns
-- 
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